Heidi Popovic
Rauchen verboten
24.09.2011 - 12.11.2011Von der Kunst der vermeintlichen Harmlosigkeit
Christian Pölzler schickt in seinen Werken Heidi Popovic vor, um  Kontakt mit dem Betrachter, der Betrachterin, aufzunehmen. Heidi Popovic  ist sozusagen die Vorhut Pölzlers.
 
 Der Name Heidi Popovic alleine beschreibt schon die Liebe zum  Doppelsinn: ein Amalgam aus dem naturverbundenen Schweizer Kinderstar  Heidi, dessen Welt angeblich die Berge sind und dem neurotischen,  besessenen, von Woody Allen für die Komödie "Whats new Pussycat?"  geschaffenen Psychoanalytiker, der in der deutschen Synchronfassung Dr.  Nikita Popovic heißt. Wer kommt auf so eine Idee? Pölzler, ein  begeisterter Beobachter.
 
 Mit diebischer Freude und nahezu betulicher Akribie macht sich der  Künstler an jene Sujets heran, die ihm die moderne Welt vor die Füße  bzw. in den Computer wirft. Heidi Popovic ist nicht Christian Pölzlers alter ego: Pölzler sammelt,  Heidi Popovic formt. So entsteht zum Beispiel eine prächtig leuchtende  Biedermeiertapete aus einer Komposition von Gasmasken, Analplugs mit  Vibrationsfunktion und Kalaschnikows. Menschen neigen gemeinhin zu der  Haltung "Gurke ja, Dildo nein!" Pölzler weigert sich strikt, dass  Gegenstände, ob Dildo oder Gartenzwerg, aufgrund ihrer Form  diskriminiert werden und gewährt ihnen so in seinen Bildern ausnahmslos  Asyl.
 Ausgewogene Formen, Symmetrie im Bildaufbau, ansprechende Farben, auf  den tausendstel Millimeter präzise Vektorgrafiken, so mögen wir uns in  Sicherheit wiegen, dass dies eine angenehme Begegnung ist und verweilen  vor dem Werk.
 
 Doch wäre es nicht im Sinne des Künstlers, in jedem Werk  Doppeldeutigkeit zu vermuten. Manchmal ist Heidi Popovic einfach nur  eindeutig oder wie Sigmund Freud es einmal formulierte: "Manchmal ist  eine Zigarre einfach nur eine Zigarre." Christian Pölzler ist ein  Künstler, der gerne gefällt, er fordert a priori von seinem Publikum  weder Analyse noch Ergründung seines Werks. Wer sich jedoch  interessiert, wird Erstaunliches entdecken: Pölzler berichtet aus  Mozarts Zauberwelt, setzt sich mit Adornos radikaler politischer Sicht  auseinander und überlegt zwischendurch, ob Hannah Arendts scheinbarer  Arroganz ein untrügliches Zeichen ihrer Intelligenz ist. Er lässt Barock  und Deutsche Romantik in modernem Kleid auftreten und zeigt uns, wie  Don Giovanni heute lebt. Das Wissen um Proportion, Farbgebung,  Bildkomposition und das perfekte Beherrschen der Technik sind das  Fundament, auf dem der Künstler Christian Pölzler steht.
 
 Im Rahmen von "Rauchen verboten" bei Artbits konzentriert sich Christian  Pölzler auf die dekorativen Elemente seiner Arbeit. Angereichert mit  Zitaten aus seiner "After the Party"-Serie, werden die Wände der  Galerie, formatfüllend mit Popovic-Ornamenten tapeziert. Die "After the  Party"-Zitate werden dabei jeweils hinter Acrylglas im Format 95 x 95cm  auf die Galeriewände appliziert.
 
 © 2009 Michael Rainer Leiter des Instituts für Integrationstherapie, Wien
